Gastbeitrag

Landessportbund NRW Theo Düttmann, Michael Stephan

Landessportbund NRW
Theo Düttmann, Michael Stephan

Der Ruf der Natur: Outdoor-Sport

Foto: LSB NRW | Bowinkelmann

Den Alltag hinter sich lassen, im unmittelbaren Kontakt mit Matsch oder Schnee, Wind oder Welle, Regen oder Sonne. Die positiven Effekte des „Draußen-Sports“ betonen einhellig alle Sportmediziner*innen. Und auch der gesellschaftliche Aspekt wird mittlerweile ausgelotet. An der Deutschen Sporthochschule Köln gibt es einen Lehrstuhl für Outdoor-Sport und Umwelt. Wir stellen einige Beispiele für Outdoor-Sport vor:

Bergsteiger Peter Kramer (li.) aus Winterberg und Autor Theo Düttmann

Foto: LSB NRW | Theo Düttmann

Wer etwas über „Draußen-Sport“ verstehen möchte, der sollte sich in die Markstraße nach Winterberg aufmachen. Peter Kramer empfängt in einem orangenen „Great Outdoors“-Sweatpulli, bestickt mit einem Emblem vom Mont Blanc. Darauf verschneite Berge im Hintergrund, Wildtiere auf grüner Wiese im Vordergrund.

Schon im Treppenhaus nimmt den Besucher ein Gipfelfoto von Peter auf dem Kilimandscharo ein. Die Kälte, die dünne Luft, das Licht im Hochgebirge ... alles ist beim Betrachten körperlich spürbar. Ebenso wie die Grenzen menschlicher Physis und Psyche. Dieser Kontrast: Natur in ihrer ganzen Erhabenheit und Macht auf der einen Seite. Und der Mensch auf der anderen Seite, in Höhen, die Todeszonen sind. „Ich musste beim Anstieg bei 8.450 Metern umkehren, mir fehlten 398 Meter zum Gipfel. Aber der Gipfel ist nicht das Ziel, sondern unten wieder heil anzukommen“, erzählt der 60-Jährige.

So gegensätzlich das klingen mag, philosophisch gesehen lassen sich Mensch und Natur nicht trennen, meint eine der bedeutendsten Denkerinnen unserer Zeit: „Die Vorstellung, dass wir in die Natur gehen, oder außerhalb davon stehen können, als wären wir nicht Teil davon, kommt aus der modernen Wissenschaft und deren Wunsch, die Natur zu kontrollieren“, sagt die amerikanische Autorin Siri Huvstedt. „Naturkatastrophen und neue Gefahren für den Planeten waren die Folge.“

„Ich musste beim Anstieg bei 8.450 Metern umkehren, mir fehlten 398 Meter zum Gipfel. Aber der Gipfel ist nicht das Ziel, sondern unten wieder heil anzukommen.“

Peter Kramer

Foto: LSB NRW | Bowinkelmann

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Foto: LSB NRW | Bowinkelmann

Foto: LSB NRW | Bowinkelmann

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Zu Hause bleiben ist auch keine Lösung

Peter Kramer unterstreicht diese Sätze. Er beobachtet es vor der Haustür. Bei all seinen Touren in der Ferne ist er doch seinem 800 Meter hoch gelegenen Winterberg treu geblieben – und seinem Verein, dem Winterberger Skiclub. Er kennt die Widersprüche des Wintersports. Einerseits werden die Pisten in den Zeiten der Klimakrise mit Kunstschnee aus erneuerbaren Energien fit gemacht. Auf der anderen Seite erzeugen die Sportler*innen bei der Anreise so viel CO2, dass jeder Naturschützer denkt: Die vielen Touristen aus Holland sollten lieber zu Hause bleiben und dort auf Rollen durch die Dünen Skilanglaufen. „Aber das Ausbleiben der Gäste hätte verheerende Folgen für unsere Wirtschaft“, ist ihm klar.

Peter findet nur einen kurzen Fußweg vom Rummel der Arena entfernt in einem Tal, das, was ihn versöhnt. Pure Natur. Keine Geräusche außer Vogelpiepen, das Wiegen der Bäume im Wind, prasselnder Regen, duftende Fichten, Bachrauschen. Mal kommt ein Jogger entgegen, aber sonst: kein Mensch. Er erwähnt, dass er immer weniger Insekten wahrnimmt auf seinen Wanderungen, dass die Salamander aufgrund einer Pest verschwunden sind, dass die Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet haben. Aber sein Tal bleibt sein Tal – auch wenn es sich verändert. „Und ich werde ihnen nicht den Namen nennen, sonst haben wir bald hier auch die Instagramer auf der Suche nach dem besten Foto …“

Foto: LSB NRW | Bowinkelmann

Weitere Informationen zum Thema Sport, Umwelt und Natur unter: www.lsb.nrw

„Knödel“ hat die Ruhe weg

Ortwechsel. Nationalpark Eifel: Die Hufe des Isländer-Wallachs, der eigentlich Randver vom Resterberg heißt, „durchpflügen“ in gleichmäßigen Rhythmus das Laub. Springend umringt von Hund Polly, der von der Reiterin ein „Leckerli“ erbetteln will. „Ich bin mit Tieren groß geworden“, lacht Irene Hansen-Schmitz, „mit Ziegen, Hasen und Esel.“ Mit „Knödel“ durchstreift sie regelmäßig die umgebenden Wälder ihres Eifeler Heimatdorfes Nettersheim-Engelau. „Ich bin in enger Verbindung mit dem Tier, kann dann alles hinter mir lassen, da brauche ich keinen Urlaub,“ sagt sie. Ihren wachsamen Augen entgeht nichts, sei es ein Käfer auf dem Weg oder das Reh am Waldrand.

Alles nimmt sie in sich auf. Als Biologisch-technische-Assistentin und Tochter eines Biobauern erkennt sie die Eingriffe des Menschen nur zu genau: „Wenn ich sehe, dass ein Acker mit Gülle übergedüngt wird, tut das weh“. Naturschutz liegt ihr am Herzen. „Gerade als Vorsitzende des Islandpferde-Reitervereins Nordeifel weiß ich es zu schätzen, dass unsere Reiterinnen und Reiter Regeln für ihr Verhalten in der Natur erlernen. Auch ich reite nicht quer durch Wald und Wiesen.“