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Sportmedizin

Fit für den P-Weg mit der Sportmedizin Hellersen

Noch vor wenigen Monaten hätte ich mir kaum vorstellen können, jemals einen Halbmarathon zu laufen. Regelmäßiges Lauftraining war für mich ein Fremdwort, und als ich vor drei Monaten erstmals meine abgenutzten Sportschuhe schnürte, schaffte ich keinen einzigen Kilometer am Stück. Doch manchmal braucht es nur eine Schnapsidee, um den eigenen Alltag komplett auf den Kopf zu stellen.

Video: So geht Halbmarathon richtig

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung stieß ich auf den P-Weg-Marathon in Plettenberg, der im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feierte. Was ich zuvor nicht ahnte – der Halbmarathon durch die vier Täler hat es echt in sich: 21,1 Kilometer durch die malerische Mittelgebirgslandschaft, 540 Höhenmeter und ein Terrain, das vor allem aus Wald- und Schotterwegen besteht. Was zunächst nach einem sportlichen Experiment klang, entwickelte sich bald zu einer bitterernsten Mission. Um mich bestmöglich auf das Laufevent vorzubereiten, suchte ich mir fachmännische Unterstützung in der Sportmedizin Hellersen.

„Nach drei Monaten zwölf Kilometer zu schaffen, ist bereits eine Riesennummer.“

Dr. Ulrich Schneider
Leitender Arzt der Sportmedizin Hellersen

Das Anamnesegespräch der wichtigste Teil der sportmedizinischen Untersuchung

Im Rahmen der sportmedizinischen Untersuchung führt Dr. Ulrich Schneider, Leitender Arzt der Sportmedizin Hellersen, zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch mit mir – der wichtigste Teil der Untersuchung. Er stellt präzise Fragen zu meinen Trainingsgewohnheiten, meiner bisherigen Laufleistung und möglichen gesundheitlichen Einschränkungen. Besonders interessiert ihn, wie ich mich auf die herausfordernden Höhenmeter des P-Weg-Halbmarathons vorbereite – einen Aspekt, den ich bisher unterschätzt habe. Ich gebe zu, keine genauen Daten zu kennen und vor allem an Talsperren oder im Wald auf leicht hügeligem Gelände zu trainieren.

Steile Anstiege bin ich bislang nur zügig gehend angegangen. Zwölf Kilometer habe ich während des Trainings bereits mehrfach geschafft, jedoch ohne nennenswerte Höhenmeter.

„Das ist vollkommen in Ordnung“, ermutigt mich der Sportmediziner. „Nach drei Monaten zwölf Kilometer zu schaffen, ist bereits eine Riesennummer.“

Erläuterung der Trainingsbereiche

Kompensationsbereich (KB)

  • Ziel: Erholung nach intensiven Einheiten.
  • Stoffwechsel: Fettverbrennung.
  • Trainingsform: Dauermethode
  • Dauer: 30 bis 45 Minuten
  • Gelände: Flach.

Grundlagenausdauer 1 (GA1)

  • Ziel: Verbesserung der Ausdauer und Herz-Kreislauf-Leistung.
  • Stoffwechsel: Fettverbrennung.
  • Trainingsform: Dauermethode
  • Gelände: Flach bis leicht hügelig.
  • Einsatz: Ganzjährig, besonders in der Vorbereitungsphase.

Grundlagenausdauer 2 (GA2)

  • Ziel: Verbesserung der Ausdauer und Kapillarisierung.
  • Stoffwechsel: Fettverbrennung mit mehr Kohlenhydraten.
  • Trainingsform: Dauermethode und extensive Intervallmethode
  • Gelände: Flach oder bergig.
  • Einsatz: Vorbereitungs- und Wettkampfphase.

Entwicklungsbereich (EB)

  • Ziel: Verbesserung der Ausdauer für Wettkämpfe.
  • Stoffwechsel: Kohlenhydrate, Laktateliminierung.
  • Trainingsmethode: Intensive Intervallmethode und Wettkampfsimulation
  • Gelände: Flach oder bergig.
  • Einsatz: Ende der Vorbereitungszeit und Wettkampfvorbereitung.

Spitzenbereich (SB)

  • Ziel: Verbesserung der Schnelligkeit und anaeroben Leistungsfähigkeit.
  • Stoffwechsel: Kohlenhydrate und Phosphat.
  • Trainingsmethode: Intensive Intervallmethode
  • Gelände: Flach oder bergig.
  • Einsatz: Wettkampfvorbereitung.

Mit gezielten Fragen überprüft er meine körperlichen und gesundheitlichen Voraussetzungen. Infektanfälligkeit, Allergien, Vorerkrankungen, familiäre Erkrankungen, Schlafgewohnheiten, Medikamenteneinnahme nichts scheint meinem Ziel im Wege zu stehen. Lediglich meine anfängliche Blauäugigkeit und der Start mit abgenutzten Laufschuhen rächten sich: Eine schmerzhafte Knöchelentzündung zwang mich zur Pause. Mit dem Kauf richtiger Laufschuhe löste ich das Problem.

„Das sind klassische Anfängerprobleme“, erklärt Dr. Schneider und betont, wie wichtig eine schrittweise Steigerung der Belastung ist, um Überlastungsbeschwerden zu vermeiden. Er lobt meine bisherigen Fortschritte und ist optimistisch, dass ich die Herausforderung des P-Wegs meistern kann, wenn ich weiter konsequent trainiere.

Die sportmedizinische Untersuchung dient nicht nur der Leistungseinschätzung, sondern auch der Prävention: „Wir wollen sicherstellen, dass keine gesundheitlichen Risiken bestehen und Ihr Bewegungsapparat die gesteigerte Belastung bewältigt“, betont der Sportmediziner. Besonders erfreulich sei, dass ich durch das Training seltener krank sei – ein Effekt, der durch Studien der Sportmedizin bereits belegt wurde.

Von der orthopädischen Analyse bis hin zum Belastungstest

Nach dem Anamnesegespräch geht es weiter mit der internistischen und orthopädischen Untersuchung: Dr. Ulrich Schneider misst meinen Blutdruck, hört mein Herz ab und prüft sorgfältig meine Gelenke sowie die Muskulatur. Anschließend ermittelt Sportwissenschaftler Andreas Kramer mithilfe einer Körperfettwaage mein Gewicht, meinen Body-Mass-Index (BMI) und den Körperfettanteil. Mit 56,9 Kilogramm bei einer Körpergröße von 162,5 Zentimetern, einem BMI von 21,5 und einem Körperfettanteil von 22,3 % liege ich im optimalen Normalbereich für Erwachsene.

Nach den Untersuchungen folgt das Ruhe-EKG, bei dem meine Herzaktivität in entspanntem Zustand gemessen wird. Elektroden erfassen die elektrischen Impulse des Herzens, um zu prüfen, ob es gleichmäßig schlägt. So können mögliche Auffälligkeiten wie Herzrhythmusstörungen oder Überlastungszeichen frühzeitig erkannt werden.

Für das Belastungs-EKG geht es dann für mich auf das Laufband. Eine Atemmaske misst meinen Sauerstoffverbrauch und die Kohlendioxidabgabe, während ein EKG-Gerät meine Herzfrequenz und meinen -rhythmus überwacht. Zusätzliche Sensoren erfassen Puls und Blutdruck, während die Trainingsintensität schrittweise gesteigert wird.

Ein zentraler Bestandteil des Belastungs-EKGs ist die Laktatmessung. Während ich laufe, wird in regelmäßigen Abständen ein Tropfen Blut aus meinem Ohrläppchen entnommen, um den Laktatwert zu bestimmen. Dieser Wert zeigt, wie mein Körper Milchsäure (Laktat) bei Belastung aufbaut, und hilft, meine anaerobe Schwelle zu ermitteln den Punkt, an dem sich Laktataufbau und -abbau gerade noch die Waage halten. Steigende Laktatwerte zeigen, dass die Belastung intensiver wird und die Ermüdung einsetzt.

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Eine klare Trainingsempfehlung für den Wettkampferfolg

„Die Laktatwerte zeigen uns, wie anstrengend das Training für deinen Körper ist“, erklärt Andreas Kramer im anschließenden Nachgespräch. „Mit den Ergebnissen aus der Belastung siehst du klar, dass du bei niedriger Intensität, zum Beispiel bei einer Geschwindigkeit von 7,6 km/h, noch einen sehr niedrigen Laktatwert hast. Das bedeutet, dass du in einem moderaten Trainingsbereich bist, in dem dein Körper tendenziell Fett verbrennt.“

Im mittleren Bereich, bei etwas höheren Geschwindigkeiten, wird der Körper mehr auf Kohlenhydrate zurückgreifen, was eine entscheidende Grundlage für intensivere Intervalltrainings ist. „Für den P-Weg ist es wichtig, dass du dich bei einzelnen Trainingseinheiten im sogenannten Entwicklungsbereich aufhältst, da du dort deine wettkampfspezifische Ausdauer aufbauen und die nötige Kraft für Anstiege und Höhenmeter entwickeln kannst“, erläutert der Sportwissenschaftler. Dabei sei es entscheidend, dass das Training nicht zu intensiv wird, sondern eher im moderaten Bereich bleibt, um den Fettstoffwechsel zu fördern und lange Strecken effizient zu bewältigen.

Die Herzfrequenz spielt dabei eine wesentliche Rolle. „Dein Ziel sollte es sein, bei einer Herzfrequenz unter 160 zu bleiben, um deinen Fettstoffwechsel zu optimieren. Wenn du unter 160 bist, kannst du länger laufen und trainierst somit die nötige Ausdauer“, schildert er. Ein spezielles Augenmerk liegt auf der Kombination aus Intervalltraining und längeren, weniger intensiven Trainingseinheiten. „Einmal die Woche solltest du Intervalltraining einbauen, um die Intensität zu steigern und deine Leistungsfähigkeit für steile Anstiege zu verbessern“, rät Andreas Kramer und ergänzt: „Das Intervalltraining sollte so gestaltet werden, dass du dich intensiv forderst, aber nicht überlastest. Für den P-Weg ist es wichtig, auch die Bergauf- und Bergabpassagen gezielt zu trainieren.“

Außerdem sollte ich während der Trainingszeit keine Ernährungsexperimente machen, sondern den Körper mit den Nährstoffen versorgen, die er gerade braucht. Besonders bei intensiven Einheiten sollte der Fokus auf Kohlenhydraten liegen, um die nötige Energie bereitzustellen. Direkt nach dem Training ist es entscheidend, schnell Kohlenhydrate und Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um die Regeneration zu fördern und den Körper für die nächste Einheit wieder fit zu machen. Dabei sollte die Ernährung tendenziell ausgewogen und gesund sein, aber kurz nach dem Training gilt es die Kohlenhydratspeicher rasch aufzufüllen. Vor intensiven Trainingseinheiten empfiehlt es sich, Kohlenhydrate hinzuzufügen – und im Bedarfsfall auch währenddessen, etwa in Form von Riegeln oder Gels. Gerade bei Intervalltrainings können die Beine mit Müdigkeit reagieren, und zusätzliche Energie kann dann sehr hilfreich sein. Bei längeren, lockeren Einheiten sollte ich zudem in den Tagen zuvor ausreichend essen, um die 90 Minuten ohne zusätzliche Nahrung problemlos zu bewältigen.

Fit für den P-Weg – ohne Fleiß keinen Preis

Optimistisch verlasse ich nun die Sportmedizin und beginne mit der eigentlichen Arbeit: Die Umsetzung der Trainingsempfehlung. Besonders beim Intervalltraining bemerke ich meine Schwierigkeiten, wohingegen mir die Langstreckenläufe leicht fallen und Spaß machen. Aber nichtsdestotrotz quäle ich mich einmal die Woche die Herscheider Berge hoch, um mich optimal auf die Herausforderungen des P-Wegs vorzubereiten. Nach drei Wochen bemerke ich, wie mir das Training des Anstiegs immer leichter fällt und ich es schaffe, 10 Minuten den Berg ohne Pausen hochzulaufen. Das Training klappt von Mal zu Mal immer besser und ich fühle mich der Herausforderung gewachsen.

Dann, vier Wochen vor dem großen Laufevent, passiert es: Eine schwere Grippe setzt mir erheblich zu. An Lauftraining ist leider gar nicht zu denken. Auch nachdem der Infekt überwunden ist, merke ich, wie schwer mir das Training noch fällt. Etwa eine Woche vor dem P-Weg wollte ich es dann aber doch wissen – schaffe ich es, oder schaffe ich es nicht? Gemeinsam mit einer Freundin, die bereits einmal den P-Weg gelaufen ist, laufe ich die Strecke ab. Das Resultat: Es war total anstrengend, und ich hatte Zweifel, ob ich es wirklich schaffen würde. Doch am Ende war ich unglaublich froh, die Strecke gemeistert zu haben. Es fühlte sich wie ein riesiger Erfolg an, auch wenn ich wusste, dass der eigentliche Wettkampf noch bevorstand.

Ein paar Tage vor dem Laufevent erreichte mich dann noch eine freudige Nachricht: Ein Freund, der mich bereits intensiv beim Training unterstützt hatte, hatte seine Knieverletzung überwunden und konnte sich kurzfristig noch für den P-Weg anmelden. Da es sich zu zweit einfach leichter läuft, war ich unendlich dankbar für diesen Support. Um optimal erholt zu sein, ging ich am Vorabend früh zu Bett und konnte trotz der Nervosität erstaunlich gut schlafen. Auch die Empfehlung des Sportwissenschaftlers, sowohl für das Training als auch für den Wettkampf mit aufgefüllten Kohlenhydratspeichern zu starten, beherzigte ich und nahm ein kalorienreiches Frühstück zu mir.

„Für den P-Weg ist es wichtig, auch die Bergauf- und Bergabpassagen gezielt zu trainieren.“

Andreas Kramer
Sportwissenschaftler in der Sportmedizin Hellersen

Die Höhen und Tiefen des Laufevents

Die Laufschuhe fest geschnürt und mit viel Traubenzucker und Gel im Gepäck, begebe ich mich zum Startpunkt in die Plettenberger Innenstadt. Nach dem Startschuss laufen wir zunächst ein Stück durch die Innenstadt, vorbei an der jubelnden Menge, bis wir den ersten Anstieg erreichen. Diesen nehme ich im schnellen Gehtempo, da ich aus meinem vorherigen Probelauf weiß, dass ich den Anstieg laufend nicht bewältigen kann. Ich brauche die gesparte Energie, um die gesamten 21,1 Kilometer zu absolvieren.

Die ersten 4,5 Kilometer bis zur ersten Versorgungsstation fallen mir relativ leicht – dennoch beherzige ich den Rat von Andreas Kramer und nehme zunächst eine Cola, um auch die nächsten Kilometer zu schaffen. Weiter geht es in Richtung Ortsteil Landemert, bis wir wieder in den Wald eintauchen, wo nach einigen Kilometern die nächste Herausforderung auf mich wartet: Der Bärenberg. Mit einer Höhe von 498 Metern gilt er als echte Bewährungsprobe für alle P-Weg-Läufer. Nachdem ich den Anstieg geschafft habe, geht es erst einmal steil bergab. Weiter durch die malerische Landschaft führt mich der Weg zur letzten Verpflegungsstation am Tanneneck. Hier merke ich, wie meine Kräfte langsam schwinden. Die letzten 5,2 Kilometer stehen noch bevor. Wieder im Wald, sind meine Reserven fast aufgebraucht. Besonders merke ich das, als es den Trail hinabgeht eine wahre Belastungsprobe für meine beanspruchten Beine. Die letzten Meter bis zum Ziel verlaufen jedoch ohne große Schwierigkeiten. Erschöpft, aber glücklich erreiche ich die Veranstaltungsbühne, wo Medaille und Verpflegung auf mich warten. Ursprünglich hatte ich nur das Ziel, den Halbmarathon zu bewältigen, aber ich strebte trotzdem eine Zeit von 2:30 Stunden an. Mit einer Zeit von 2:36 Stunden für die anspruchsvolle, bergige Strecke bin ich sehr zufrieden und stolz auf meine Leistung besonders für meinen ersten Halbmarathon.

Dr. Ulrich Schneider

Leitender Arzt Sportmedizin / Innere Medizin

Ob Leistungs- und Check-Up-Untersuchungen oder Kadertestungen für Sportmannschaften Leistungs- und Spitzensportler gehen in der Sportmedizin Hellersen ein und aus. Von diesem Know-how profitieren auch Breiten- und Freizeitsportler sowie Sportneulinge. Die Sportwissenschaftler und Ärzte untersuchen die Ausdauerwerte, überprüfen die Haltung und messen die Kraftleistung, um Defizite aufzuspüren und gegebenenfalls gemeinsam einen Trainingsplan zu erstellen, der nach den jeweiligen persönlichen Zielen und dem Können ausgerichtet ist. Die Sportmedizin ist sowohl Ansprechpartner für Sportler, die ihre Leistung optimieren möchten, als auch für Sporteinsteiger beziehungsweise Wiedereinsteiger, um zum Beispiel Risikofaktoren für das Herzkreislaufsystem auszuschließen. Und auch Patienten mit Erkrankungen, die vorrangig eine medizinische Untersuchung unter Belastung benötigen, sind in der Sportmedizin richtig.

Behandlungsschwerpunkte

Internistische und orthopädische Sportmedizin

  • Sportmedizin / Innere Medizin
  • Sportärztliche Untersuchung
  • Leistungsdiagnostik
  • Bioimpedanz-Analyse
  • Sportwissenschaftliche Beratung und Trainingsplanung