Im Interview mit

Dirk Burghaus – Vorstandsvorsitzender der Sportklinik Hellersen

Pionier in der globalen Gesundheitsversorgung Sportklinik Hellersen setzt weltweit auf starke Partner

Foto: Hanna Witte

In Zeiten voranschreitender technologischer Entwicklungen, eines drängenden Fachkräftemangels und eines zunehmenden globalen Wettbewerbs im Gesundheitswesen müssen innovative Lösungen nationale Grenzen überschreiten. Vorstandsvorsitzender Dirk Burghaus nimmt sich dieser Herausforderung aktiv an und setzt mit der Sportklinik Hellersen auf internationale Partnerschaften, um eine nachhaltige Zukunft in der Gesundheitsbranche zu sichern. Im Interview mit Hellersen Insight erklärt er, wie Kooperationen neue Möglichkeiten eröffnen und die medizinische Zusammenarbeit langfristig prägen.

Video: Sportklinik Hellersen

Die Sportklinik Hellersen ist kürzlich eine bedeutende Partnerschaft mit dem Emirates International Hospital in Abu Dhabi eingegangen. Wie kam es zu dieser Kooperation?

Dirk Burghaus: Unser Hauptziel ist es, die bestmögliche Versorgung für unsere Patienten sicherzustellen. Aus diesem Grund sind wir überzeugt, dass wir die „Deutschland-Bubble“ verlassen und verstärkt auf internationale Partnerschaften setzen müssen. Besonders die Vereinigten Arabischen Emirate spielen eine Vorreiterrolle in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz und innovativer Medizin. Dieses Wissen möchten wir nach Deutschland bringen und gleichzeitig den internationalen Ruf der Sportklinik Hellersen stärken. Wir wollen die hohe Qualität der deutschen Medizin sowie die exzellente medizinische Ausbildung mit den positiven internationalen Chancen verknüpfen.

Die Internationalisierung ist heutzutage ein entscheidender Faktor im Gesundheitswesen. Die Region Middle East, insbesondere die Emirate und Saudi-Arabien, spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie sind wirtschaftlich stark und haben bereits eine enge Verbindung zu Deutschland, sowohl durch Fachkräfte als auch durch Kooperationen im medizinischen Bereich. Unsere Partnerschaft in Abu Dhabi entstand aus direkten Gesprächen vor Ort. Wir suchten nach einem erfahrenen Partner im Krankenhausbereich und fanden ihn im Emirates International Hospital. Insbesondere im Bereich Orthopädie und Chirurgie ergaben sich schnell Synergien, da unsere Werte in Bezug auf medizinische Qualität und Patientenversorgung gut übereinstimmten. So war es naheliegend, eine langfristige Kooperation aufzubauen.

Welche gravierenden Unterschiede bestehen zwischen den Gesundheitssystemen in Middle East, vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi Arabien und Deutschland?

Dirk Burghaus: Besonders hervorzuheben sind hier die zahlreichen Unterschiede zwischen den Gesundheitssystemen, allen voran dem Versicherungssystem: In den Emiraten besteht noch nicht überall eine Pflichtversicherung, diese wird jedoch schrittweise eingeführt – besonders in Saudi-Arabien ist das aktuell ein wichtiges Thema. Wenn man den Blick in die Zukunft richtet, wird eine flächendeckende Pflichtversicherung in der Region zunehmend Realität.

Ein weiterer entscheidender Unterschied liegt in der politischen Priorisierung des Gesundheitswesens. In den Vereinigten Arabischen Emiraten steht das Thema Gesundheitswesen ganz oben auf der Agenda eines jeden Wirtschaftsprogramms. In Deutschland hingegen wird das Gesundheitssystem überwiegend als selbstverständlich angesehen und politisch oft hintenangestellt. Es besteht weiterhin ein erheblicher Optimierungsbedarf, während die Vereinigten Arabischen Emirate, insbesondere Saudi-Arabien, in diesem Bereich bereits deutlich fortschrittlicher sind. Dort hat das Gesundheitswesen einen weitaus höheren Stellenwert.

Welche Herausforderungen und Chancen bringt diese Partnerschaft mit sich?

Dirk Burghaus: Die kulturellen Unterschiede sind sicherlich eine Herausforderung. Ob Arbeitszeiten, -modelle oder -kultur – hier bestehen teilweise große Unterschiede. Ein gutes Beispiel ist der Kündigungsschutz, der in kaum einem anderen Land so existiert wie in Deutschland. An genau diesem Punkt setzt unser Modell an: Durch die Kooperation können Mediziner unter der Schirmherrschaft der Sportklinik Hellersen im Ausland arbeiten und gleichzeitig die Sicherheit eines deutschen Arbeitgebers genießen.

Diese Kombination wird von Fachkräften sehr geschätzt und stellt einen erheblichen Vorteil unseres Konzepts dar. Besonders Top-Mediziner sind von der Idee getrieben, sich international weiterzuentwickeln und den medizinischen Fortschritt mitzugestalten. Wir haben bereits in den letzten Monaten zunehmend Anfragen von weltweit anerkannten Ärzten erhalten, die entweder bereits bei uns tätig waren oder Interesse an einer Zusammenarbeit haben. Diese Mediziner suchen gezielt nach einem internationalen Arbeitsumfeld, in dem sie ihre Expertise weiterentwickeln können.

Das kommt natürlich auch den Patienten zugute: Wir in der Sportklinik Hellersen haben uns schon immer der exzellenten Medizin verschrieben. Durch unsere internationale Ausrichtung erweitern wir die ohnehin hohen Qualitätsstandards unserer medizinischen Versorgung nochmals – sowohl hier in Lüdenscheid als auch im Mittleren Osten, wo wir unsere hohen Maßstäbe etablieren. Trotz unseres Standortnachteils im Vergleich zu Großstädten wie Hamburg oder Berlin können wir dank dieser Zusammenarbeit unsere medizinische Versorgung weiter ausbauen und sie für Patienten weltweit zugänglich machen.

Im Rahmen der Kooperation soll eine gemeinsame Ausbildungsstrategie ins Leben gerufen werden. Wie sieht dieses Konzept aus und welche Maßnahmen werden ergriffen, um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

Dirk Burghaus: Derzeit arbeiten wir daran, als erstes Krankenhaus weltweit arabische Fachärzte ausbilden zu dürfen. Bisher erfolgt die Facharztausbildung ausschließlich in den 22 arabischen Ländern, die dem Arab Board of Health Specializations angehören. Dieses Gremium koordiniert die Ausbildung an zahlreichen Einrichtungen in der Region.

Derzeit befinden wir uns in den letzten Zügen der Auditierung und rechnen damit, die endgültige Erlaubnis im zweiten Quartal 2025 zu erhalten. Die Umsetzung wird voraussichtlich im dritten und vierten Quartal beginnen. Damit wären wir die erste Gesundheitseinrichtung weltweit, die arabische Fachärzte außerhalb der arabischen Länder ausbilden darf. Diese Entwicklung eröffnet uns eine bedeutende Chance, da Fachärzte aus der arabischen Welt gerne zu uns kommen. Sie sind hochmotiviert und verfügen über eine vielversprechende medizinische Zukunft. Letztlich geht es für uns immer um medizinische Exzellenz sowie um die bestmögliche Versorgung und Behandlung unserer Patienten weltweit.

Foto: Hanna Witte

Was bedeutet die doppelte Facharztausbildung für die Karrierechancen der Ärzte und für die Sportklinik Hellersen?

Dirk Burghaus: Die Ärzte, die nach ihrer Ausbildung in Deutschland bleiben möchten, sind hier äußerst gefragt und werden mit offenen Armen empfangen. Durch unsere Ausbildung erwerben sie sowohl den deutschen als auch den arabischen Facharzttitel – ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Ohne die Genehmigung des Arab Board of Health Specializations und die kombinierte Ausbildung bei uns müsste der Arzt zwei separate Ausbildungswege absolvieren, um diese Qualifikation zu erlangen.

Natürlich wird es auch Fachärzte geben, die in ihre Heimat zurückkehren. Genau hier setzen wir an: Wir wollen nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Emiraten eine starke Präsenz aufbauen, damit diese hervorragend ausgebildeten Ärzte mit uns verbunden bleiben. Das wird nicht in jedem Fall gelingen, aber eines ist klar: Wer in der Medizin ausbildet und hochqualifizierte Ärzte hervorbringt, der gestaltet letztlich auch die Standards und Entwicklungen in der Branche mit.

Die Denkweise lässt sich vielleicht an folgendem Beispiel gut erläutern: Wenn ein Chefarzt in den Ruhestand geht und sagen kann: „Ich habe während meiner Karriere fünf neue Chefärzte ausgebildet. Das macht mich stolz!“ Das ist heute nicht für jeden der Maßstab, aber es entspricht unserer Philosophie, als Zentrum für medizinische Exzellenz. Langfristig werden wir damit großen Erfolg haben, weil die besten Talente von selbst zu uns kommen.

„Wir wollen nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Emiraten eine starke Präsenz aufbauen, damit diese hervorragend ausgebildeten Ärzte mit uns verbunden bleiben.“

Dirk Burghaus
Vorstandsvorsitzender der Sportklinik Hellersen

Wie gehen Sie mit möglichen Sprachbarrieren um, die sich aus der Ausbildungskooperation ergeben?

Dirk Burghaus: Die Ärzte, die zu uns kommen, sprechen in der Regel fließend Englisch. Eine Grundvoraussetzung für ihre Ausbildung ist jedoch, dass sie auch Deutsch sprechen, um eine reibungslose Kommunikation mit den Patienten zu gewährleisten. Deutschkenntnisse sind deshalb essentiell und Deutschkurse ein fester Bestandteil unserer Ausbildung. Die Ärzte aus der Region sind besonders motiviert, die Sprache zu erlernen, da sie wissen, wie wichtig dies für ihre berufliche Zukunft und die Patientenkommunikation ist.

Wir stellen sicher, dass die Sprachkenntnisse vor der Ausbildung geprüft werden, um zu gewährleisten, dass die Kommunikation mit den Patienten gut funktioniert, da dies ein entscheidender Faktor für den Heilungserfolg ist.

Die neue Partnerschaft zwischen der Sportklinik Hellersen und dem Emirates International Hospital in Abu Dhabi wurde feierlich bei der Eröffnung gewürdigt.

Ein zentrales Ziel der Kooperation ist die Einführung innovativer Konzepte in der Patientenbetreuung. Welche neuen Ansätze planen Sie, um die Behandlung und Versorgung der Patienten zu verbessern?

Dirk Burghaus: Ein zentrales Ziel unserer Kooperation ist die Einführung innovativer Konzepte in der Patientenbetreuung, um eine erstklassige Versorgung für Menschen weltweit zu gewährleisten. Wir streben an, dass Patienten unabhängig von ihrem Standort von den besten medizinischen Leistungen profitieren können. Dank moderner Technologien wie Videokonferenzen, Telekonsile und KI-gestützter Zusammenarbeit können wir bereits viele Aspekte der medizinischen Versorgung effizient durchführen – natürlich mit Ausnahme von Operationen, bei denen – heute noch – der direkte Kontakt notwendig ist.

Unser Ziel ist es, durch regelmäßigen Austausch und Zusammenarbeit sicherzustellen, dass unsere Mediziner sowohl vor Ort als auch aus der Ferne optimale Betreuung bieten können. Dies ermöglicht es uns, ein integriertes Versorgungskonzept sowohl in Deutschland und Europa als auch im Nahen Osten zu etablieren und den Patienten weltweit eine erstklassige medizinische Versorgung zukommen zu lassen.

Wie bewerten Sie den technologischen Fortschritt im Gesundheitswesen der Vereinigten Arabischen Emirate, insbesondere den Einsatz von KI und digitaler Patientenversorgung im Vergleich zu Deutschland? Wo sehen Sie hierzulande noch Aufholbedarf?

Dirk Burghaus: Der erhebliche digitale Fortschritt in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist im Vergleich zu Deutschland enorm. Beim Betreten einer Arztpraxis wird der Fingerabdruck des Patienten gescannt, und der Arzt erhält sofort alle Gesundheitsdaten – auch aus Apotheken. So weiß der Arzt zum Beispiel, wenn ein Patient kürzlich eine Weisheitszahn-OP hatte und Schmerzmittel nahm, selbst wenn der Patient es vergisst zu erwähnen. Für eine rundum erfolgreiche medizinische Versorgung sind diese Informationen unerlässlich. Gleichzeitig wird in den Emiraten der Datenschutz sehr streng umgesetzt. So hat ausschließlich der Arzt Zugriff auf diese Daten.

In Deutschland wird seit über zehn Jahren über die elektronische Patientenakte diskutiert. Was in den Emiraten Realität ist, steckt hierzulande noch in der Planungsphase. Dabei handelt es sich nicht einmal um KI, sondern nur um eine elektronische Akte – schwer nachzuvollziehen, warum das noch nicht umgesetzt wurde.

Die Emirate haben ein fortschrittlicheres Verständnis von Innovation als Deutschland, wo der „Datenschutzhammer" oft die Umsetzung bremst. Auch in der Verwaltung gibt es in Deutschland Aufholbedarf: In den Emiraten sind Ärzte effizienter, weil sie weniger Bürokratie und mehr Zeit für Patienten haben.

Die Sportklinik Hellersen wird außerdem von der Industrie stark wahrgenommen und unterstützt, da wir internationale Projekte anstreben. Im Bereich Digitalisierung sind wir zudem sehr innovativ und stehen kurz davor, grenzüberschreitende Leistungen wie Telemedizin – von Lüdenscheid bis Abu Dhabi – in einem exzellenten System anzubieten, um Diagnosen zu stellen.

Das Emirates International Hospital in Al Ain, Abu Dhabi, trägt nun auch stolz das Logo der Sportklinik Hellersen – International: Hellersen Hospital

Wie wird durch diese Partnerschaft Patienten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten der Zugang zu deutschen Behandlungsmöglichkeiten erleichtert?

Dirk Burghaus: Das ist ganz einfach: Wenn ein Arzt vor Ort einen Patienten untersucht und feststellt, dass eine komplexe Operation notwendig ist – zum Beispiel bei einer schwierigen Skoliose in der Wirbelsäulenchirurgie nimmt er Kontakt zu unseren Spezialisten in Lüdenscheid auf. In vielen Fällen führen wir dann eine Videokonsultation durch, bei der der Spezialist den Patienten bereits vorab begutachtet. Gemeinsam mit dem Patienten entscheiden die Ärzte dann, ob es besser wäre, die Operation in Deutschland durchzuführen. Wir übernehmen dann die komplette Organisation und gesundheitliche Versorgung vor Ort.

Nach der Behandlung in Deutschland bleibt der Patient auch nach seiner Rückkehr in die Emirate unter unserer Betreuung. Der Patient hat weiterhin einen Ansprechpartner, der unter der Schirmherrschaft der Sportklinik Hellersen steht und die postoperative Betreuung übernehmen kann.

Wir verhandeln derzeit auch mit emiratischen Krankenversicherungen, um als offizielles Krankenhaus anerkannt zu werden. Dadurch könnten versicherte Patienten sich direkt in der Sportklinik Hellersen behandeln lassen, ohne in Vorkasse zu treten – ähnlich wie bei den Krankenversicherungen in Deutschland. Die Abrechnung erfolgt dann direkt mit der Versicherung, was den Prozess für alle Beteiligten erleichtert.

„Wir möchten die ‚Deutschland-Bubble‘ verlassen, weiter über den Tellerrand hinausschauen.“

Dirk Burghaus
Vorstandsvorsitzender der Sportklinik Hellersen

In welche Richtung entwickelt sich die Sportklinik Hellersen im Bereich der internationalen Gesundheitsversorgung und sind weitere Kooperationen geplant?

Dirk Burghaus: Wir möchten die „Deutschland-Bubble“ verlassen, weiter über den Tellerrand hinausschauen. Deshalb sondieren wir derzeit Kooperationen mit fünf renommierten Institutionen in China, darunter Universitäten und Krankenhäuser. China bietet eine völlig andere Dimension im Gesundheitswesen – mit Millionen von Patienten jährlich ist der Maßstab dort erheblich größer als in Deutschland. Gleichzeitig wächst das Interesse an deutscher Medizin und an einer Zusammenarbeit mit uns. Darüber hinaus stehen wir in engem Austausch mit Institutionen in Saudi-Arabien und der Türkei, um gemeinsame Projekte zu entwickeln, die sich an unserem erfolgreichen Modell in den Vereinigten Arabischen Emiraten orientieren.

Das Hellersen Hospital steht für Medizin ohne Grenzen

Das Hellersen Hospital, die internationale Dependance der Sportklinik Hellersen, verbindet deutsche Spitzenmedizin mit modernster Medizintechnologie und innovativen Behandlungskonzepten. Es steht für höchste Versorgungsqualität, nachhaltige Fachkräfteförderung und eine enge internationale Zusammenarbeit ein Modell, das über Grenzen hinweg neue Maßstäbe setzt.

Ein zentrales Element dieser internationalen Ausrichtung sind strategische Partnerschaften, wie die mit dem Emirates International Hospital in Abu Dhabi. Durch diese enge Kooperation wird der globale Wissensaustausch intensiviert, während gleichzeitig neue, wegweisende Therapieansätze etabliert werden. So profitieren Patienten von modernsten medizinischen Standards, telemedizinischer Betreuung und erweiterten Behandlungsmöglichkeiten sowohl in Deutschland als auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Neben der Patientenversorgung spielt auch die Fachärzteausbildung eine entscheidende Rolle. Das Hellersen Hospital engagiert sich aktiv in der Weiterentwicklung internationaler medizinischer Qualifikationen und trägt so zur nachhaltigen Stärkung der Gesundheitsbranche bei. Diese enge Zusammenarbeit fördert nicht nur die medizinische Exzellenz, sondern vertieft auch den interkulturellen Austausch zwischen den Ländern.