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Fotos: Hanna Witte (4)
Präzision, Teamgeist und eine hochspezialisierte Gelenkchirurgie
Chefarzt Dr. Markus Leyh gibt einen Einblick in die Unfallchirurgie der Sportklinik Hellersen
Verletzungen passieren plötzlich – im Alltag, beim Sport oder in der Freizeit. Wenn Knochen brechen, Bänder reißen oder Gelenke verletzt werden, ist schnelle und kompetente Hilfe gefragt. In solchen Momenten braucht es nicht nur medizinisches Können, sondern auch Erfahrung, Teamarbeit und echtes Einfühlungsvermögen. Im Interview spricht Dr. Markus Leyh, Chefarzt für Schulter-, Ellenbogen-, Kniechirurgie und Traumatologie, über die besondere Stärke der Zusammenarbeit in seinem Team, die hohe Spezialisierung seiner Abteilung durch die Konzentration auf spezielle Behandlungen und über die Faszination der Unfallchirurgie.
Herr Dr. Leyh, wie würden Sie die Aufgaben und den Schwerpunkt der Unfallchirurgie in wenigen Sätzen beschreiben?
Dr. Markus Leyh: Die Unfallchirurgie befasst sich mit der Behandlung von Verletzungen, die durch Unfälle verursacht wurden. Laut Definition der Berufsgenossenschaft handelt es sich dabei um plötzlich eintretende, äußere Einwirkungen auf den Körper, die zu gesundheitlichen Schäden oder sogar zum Tod führen können. Die Aufgabe der Unfallchirurgie ist, die daraus resultierenden Verletzungen zu versorgen – mit dem klaren Ziel, die körperliche Funktion bestmöglich wiederherzustellen und den Betroffenen eine schmerzfreie Rückkehr in ihr privates wie berufliches Leben zu ermöglichen.
Welche Verletzungen oder Krankheitsbilder sehen und operieren Sie am häufigsten?
Dr. Markus Leyh: Das lässt sich in der Unfallchirurgie nicht pauschal beantworten. Wir sehen ein breites Spektrum und versorgen sämtliche Gelenkverletzungen sowie gelenknahe Frakturen – von Schultereckgelenkssprengungen über Schulterfrakturen und Ausrenkungen bis hin zu Ellenbogenbrüchen, Handgelenksfrakturen, Bandverletzungen des Kniegelenks und Schienbeinkopffrakturen. Sehr häufige Verletzungen sind Radiusfrakturen und Sprunggelenksbrüche.
Gibt es saisonale Unterschiede bei den Verletzungen – zum Beispiel mehr Sportunfälle im Sommer oder mehr Stürze im Winter?
Dr. Markus Leyh: Früher war das tatsächlich einmal so. Heute gilt das weniger. Verletzungen aus Ballsportarten treten ganzjährig auf. Und während sich früher im Winter vermehrt Patienten mit Skiunfällen vorstellten, stehen im Kontrast dazu heute die zunehmenden Fahrradunfälle im Sommer. Besonders durch das Mountainbiken und die Nutzung von Pedelecs, die höhere Geschwindigkeiten ermöglichen, ist die Zahl der verletzten Radfahrer in den Sommermonaten deutlich gestiegen. Und auch im Wintersport unterscheidet sich die Art der Verletzung deutlich zwischen Alpinskifahrern und Snowboardern. Während Snowboarder häufiger Arm- oder Schulterverletzungen erleiden, betreffen die Verletzungen beim Alpinski meist Beine oder Knie.
Welche Rolle spielt die minimalinvasive Chirurgie in Ihrer Abteilung für die Unfallchirurgie?
Dr. Markus Leyh: Heute sind insgesamt kleinere Schnitte möglich, da das assistierte operieren mit Optiken und neuen Implantaten über kleinere Zugangswege sehr stabile Versorgungen möglich macht – zum Beispiel bei Knie- und Schultergelenksoperationen. Einige Brüche können unter arthroskopischer Kontrolle operiert werden. Grundsätzlich werden aber die Verfahren angewandt, die notwendig sind.
Video: iStock
Was unterscheidet die Unfallchirurgie der Sportklinik Hellersen von anderen unfallchirurgischen Kliniken oder Zentren? Gibt es eine besondere Struktur für die Notfallversorgung?
Dr. Markus Leyh: Die Unfallchirurgie der Sportklinik Hellersen unterscheidet sich von anderen unfallchirurgischen Einrichtungen vor allem durch ihren Schwerpunkt auf gelenknahe- und Gelenkverletzungen – wir sprechen dabei von Monoverletzungen. Das bedeutet, es sind Verletzungen, die sich auf ein oder zwei Körperregionen beschränken. Schwerst- und Mehrfachverletzungen behandeln wir bei uns nicht. Das betrifft auch Becken- oder Hüftgelenksnahe Brüche oder Brüche großer langer Röhrenknochen. Dies machen speziell darauf spezialisierte Zentren. Der besondere Vorteil der Sportklinik Hellersen liegt in der Möglichkeit, sowohl Verletzungen an Knochen- und Gelenkflächen als auch an Bändern und Knorpelstrukturen hochdifferenziert zu behandeln. Wir sind spezialisiert auf komplexe Gelenkverletzungen. Der Patient profitiert dabei von der gezielten Fachkompetenz der einzelnen Experten innerhalb unseres Teams – denn bei uns arbeiten Unfallchirurgen und Orthopäden als Gelenkchirurgen Hand in Hand.
Was würden Sie als die größten Stärken der Unfallchirurgie an der Sportklinik Hellersen bezeichnen?
Dr. Markus Leyh: Die größten Stärken der Unfallchirurgie an der Sportklinik Hellersen liegen in den exzellenten Ergebnissen, die wir durch die enge Zusammenarbeit mehrerer Experten erzielen. Wir verfügen über vier speziell ausgebildete Unfallchirurgen bzw. Schwerpunktunfallchirurgen, die sich auf die Behandlung einzelner Gelenke konzentrieren. Unsere Ärzte sind hochspezialisiert und arbeiten in beiden Bereichen – der orthopädischen Gelenkchirurgie und in der Unfallchirurgie. Diese Kombination ist ein enormer Vorteil und sehr zeitgemäß.
Was ich an der Unfallchirurgie mag? Zu dir kommt ein verletzter Patient und du kannst schnell helfen. Zudem siehst du das Ergebnis. Dabei ist die Dankbarkeit der Patienten enorm hoch.
Verraten Sie uns zum Abschluss noch, welche Rolle die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte für Sie in der Unfallchirurgie spielt.
Dr. Markus Leyh: Ich lege allergrößten Wert auf die Ausbildung junger Ärzte. Sie bestimmen unsere Zukunft und die Zukunft der Klinik – allerdings setze ich auch gewisse Fähigkeiten und Charakter-Eigenschaften voraus, um das hohe Niveau der medizinischen Versorgung, welches wir in unserer Klinik haben, zu halten.
Vielen Dank für das Interview!