3 Fragen an Chefarzt Dr. Markus Leyh zur Behandlung und Operation von Kreuzbandrupturen im Profisport
Foto: Sportklinik Hellersen
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Im Profisport bestehen für manche Verletzungen – wie zum Beispiel bei Kreuzbandrupturen – klare Standards. Wieso ist gerade bei dieser Verletzung eine Behandlung und gegebenenfalls Operation innerhalb von 24 Stunden notwendig?
Dr. Markus Leyh: Ein professioneller Sportler wird immer anstreben so schnell wie möglich wieder seiner Leidenschaft oder seinem Beruf nachzugehen. In diesem Kontext kann man innerhalb der ersten vier Tage oder der ersten Verletzungswoche sofort operieren. Die schnelle Diagnostik erlaubt einem also sehr früh auf die Verletzung zu reagieren. Zudem ist das schnelle Erkennen einer Kreuzbandverletzung wichtig, um sofort rehabilitative Maßnahmen für die Leistungssportler einzuleiten, damit möglichst wenig an Muskulatur, Fitness und Koordination verloren geht. Ohne korrekte Diagnose sind Folgeverletzungen am Knorpel und an den Menisken möglich. Diese machen die weitere Behandlung der Kreuzbandverletzung schwieriger.
Welche medizinischen Risiken bestehen, wenn diese Vorgabe nicht gewährleistet wird?
Dr. Markus Leyh: In der Sportklinik Hellersen gilt: Wir operieren entweder das frisch verletzte Knie oder wenn die Entzündung aus dem Gelenk heraus ist – also zum Beispiel nach sechs Wochen. Wir fordern von einem zu operierenden Gelenk die freie Beweglichkeit und den Rückgang der Entzündung der Gelenkinnenschleimhaut, der Kapsel und der Sehnen. Die Datenlage hierzu ist allerdings heterogen. Manche Kliniken oder Operateure sagen, dass man einen Kreuzbandersatz jederzeit durchführen kann. Andere Studien belegen jedoch, dass bei einer Operation in diesem mittleren Intervall – also zum Beispiel nach 3 Wochen – das Risiko einer Teilsteife (Arthrofibrose) höher ist und dann ein verlängerter Heilungsverlauf eintritt.
Für welche weiteren Verletzungen ist ein solch schnelles Handeln ebenfalls essenziell?
Dr. Markus Leyh: Meines Erachtens sollten Knieverletzung grundsätzlich zeitnah diagnostiziert werden, da bei Kreuzbandverletzungen häufig auch Begleitverletzungen der Seitenbänder, des Knorpels oder der Menisken auftreten. Diese müssen frühzeitig behandelt werden. Wir haben mittlerweile eine hohe Anzahl an verfügbaren MRT-Geräten. Eine nicht erkannte Seitenbandverletzung führt beispielsweise zu einer deutlich längeren Heilung oder gar zur Notwendigkeit einer sekundären Seitenbandplastik. Auch eine bleibende Instabilität oder Folgeverletzungen sind möglich und können das Ziel, das vorherige Leistungsniveau wieder zu erreichen, zunichtemachen. Anhand von MRT-Aufnahmen können wir entscheiden, ob und wann operiert werden muss oder inwiefern diese Verletzung konservativ behandelt werden kann. Auch hintere Kreuzbandverletzungen oder komplexe Verletzungen des Knorpels werden erkannt. Komplizierte Meniskusrisse wie Wurzelabrisse oder Korbhenkel-Meniskusrisse müssen schnell operativ behandelt werden, da sonst relevante Folgeschäden und langwierige Verläufe drohen. Das gilt für jeden Patienten, aber insbesondere für professionelle Sportler. Daher bemühen wir uns um eine sehr schnelle Diagnostik und Behandlung des verletzten Kniegelenkes.