Aus dem Sport

Mit Herzblut für Handball und Medizin

Dr. Markus Leyh, Chefarzt für Schulter-, Ellenbogen-, Kniechirurgie und Traumatologie, über seine Rolle als Teamarzt der SGSH Dragons

Foto: Hanna Witte

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Als Mannschaftsarzt der SGSH Dragons kennt Dr. Markus Leyh die besonderen Anforderungen des Handballsports aus nächster Nähe. Der Chefarzt für Schulter-, Ellenbogen-, Kniechirurgie und Traumatologie betreut das Team und verbindet dabei seine persönliche Leidenschaft für den Handball mit seiner medizinischen Expertise.

Herr Dr. Leyh, Sie sind seit 2023 Mannschaftsarzt der SGSH Dragons. Was reizt Sie an dieser Aufgabe besonders?
Dr. Markus Leyh: Die SGSH Dragons spielen überregional hochklassigen Handball in der 3. Bundesliga. Das Leistungsniveau dieser Liga ist beeindruckend. Als junger Lüdenscheider Rot Weiß Spieler habe ich oft gegen die Schalksmühler Handballer gespielt. Schon vor 40 Jahren hatte der Verein hervorragende Spieler, Trainer, Betreuer und ein gutes Management – wie heute auch.
Jeder fühlt sich zu gewissen Sportarten mehr hingezogen. Bei mir ist es Handball. Sie finden bei Handballern oft ein hohes Maß an Fairness und spielerische Härte. Zudem ist Handball athletisch und gleichzeitig ein Mannschaftssport. Mannschaftssportarten formen die Persönlichkeit. Man kämpft, gewinnt und verliert gemeinsam und lernt, seine Rolle in einer Gruppe zu finden, Konflikte zu lösen aber auch nachzugeben.
Als Arzt einer Sportklinik gehört es nahezu verpflichtend zu unserem Beruf Sportler zu betreuen, da wir für die Erstversorgung, die Diagnostik und Behandlung ihrer Verletzung zuständig sind. Und: Ehrenamtliche Tätigkeiten – und das ist es bei mir – verlieren in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Ich halte diese Entwicklung für fatal.

„Bei einer akuten Verletzung erfolgt die Untersuchung und Diagnose schnell mit präziser Bildgebung, wie MRT/CT/Sonographie oder Röntgen. Wir betreuen die Athleten bis zu ihrem return to competition.“

Dr. Markus Leyh
Chefarzt für Schulter-, Ellenbogen-, Kniechirurgie und Traumatologie

Handball gilt als besonders verletzungsintensiver Sport. Welche typischen Verletzungen begegnen Ihnen und wie gehen Sie damit um?
Dr. Markus Leyh: Das Spektrum der Verletzungen des Handballspielers ist vielfältig. Im Grunde genommen sehen wir jede Art von Sportverletzung. Im Vordergrund stehen aber Verletzungen der Finger, der Kniegelenke, Ellenbogengelenke und Schultern. Hierzu zählen auch Zerrungen, Quetschungen, Sehnen- und Bänderrisse, Brüche und Knorpelverletzungen. Später sind es dann Verschleiß- und Überlastungsschäden, die wir behandeln.
Bei einer akuten Verletzung erfolgt die Untersuchung und Diagnose schnell mit präziser Bildgebung, wie MRT/CT/Sonographie oder Röntgen. Wir betreuen die Athleten bis zu ihrem return to competition.

Was macht die Nähe zur Sportklinik Hellersen für Ihre Spieler so wertvoll?
Dr. Markus Leyh: Die Spieler profitieren von der besonderen Expertise und der Nähe zu einer sehr großen Sport- und Gelenkklinik, die Spezialisten für alle Bewegungssysteme unter einem Dach vereint. Zwischen den Abteilungen findet ein interdisziplinärer Austausch statt, unter anderem mit Herrn Dr. Ulrich Schneider, Leitender Arzt der Sportmedizin Hellersen und Internist, oder Dr. Stefan Nolte, Chefarzt der Konservativen Orthopädie. Dabei sind die Wege sowohl innerhalb der Klinik als auch zu den niedergelassenen Kollegen kurz und ermöglichen ein außergewöhnlich schnelles Reagieren, wie es an anderer Stelle nicht möglich wäre. Wir arbeiten pragmatisch und immer ergebnisorientiert.
Ich selbst bin Schwerpunktunfallchirurg, Orthopäde und Unfallchirurg, Allgemeinchirurg und zugelassener D-Arzt. Die Zulassung zum Heilverfahren der Berufsgenossenschaften ist ein „must-have“ in der Behandlung verletzter Profi-Sportler.

Foto: privat

Sie haben selbst früher Handball gespielt. Hilft Ihnen diese Erfahrung bei der Behandlung der Sportler?
Dr. Markus Leyh: Auf jeden Fall! Eine Unfallfrau oder ein Unfallmann stellt immer in der Anamnese die Frage nach dem Unfallmechanismus. Er will wissen, welche Kraft wie auf den Körper eingewirkt hat. Dann kann er oft schon ohne Bildgebung feststellen, welche Strukturen verletzt sind. Wenn Sie den Sport lange ausgeübt haben, wissen sie wahrlich, welche Kräfte einwirken. Das hilft mir sehr. Und wie man schneller wieder heilt, wie lange es dauert und was wie weh tut – insbesondere, wenn man selbst oft genug verletzt war.

„Und ich bin mir sicher, dass eben diese Primärprävention, also der Schutz vor dem ersten Ereignis in der Medizin und im Sport, zunehmend an Bedeutung gewinnen wird und muss – auch durch die Möglichkeiten der Datenanalyse und durch Künstliche Intelligenz.“

Dr. Markus Leyh
Chefarzt für Schulter-, Ellenbogen-, Kniechirurgie und Traumatologie

Welche Rolle spielt Prävention in Ihrer sportmedizinischen Betreuung?
Dr. Markus Leyh: Präventives Arbeiten ist in meiner Tätigkeit oft die Tertiärprävention – also die Beratung nach einer Verletzung zur Vermeidung der Wiederverletzung. Auch wenn der Beratung in der Primärprävention bisher nicht genug Beachtung geschenkt wird, ist diese immer wichtiger. Und ich bin mir sicher, dass eben diese Primärprävention, also der Schutz vor dem ersten Ereignis in der Medizin und im Sport, zunehmend an Bedeutung gewinnen wird und muss – auch durch die Möglichkeiten der Datenanalyse und durch Künstliche Intelligenz.

Was bedeutet es Ihnen persönlich, die Dragons als Mannschaftsarzt zu begleiten?
Dr. Markus Leyh: Spaß, Freude, Sinn, Interesse an Verletzten und eine sentimentale Erinnerung an meine Jugend. Das sind einfach nette, etwas wilde Kerle.