Aus dem Sport

Das Spielfeld ist sein zweites Arztzimmer

Ein Gespräch mit Andreas Groll über seine Tätigkeit als Mannschafts- und Vereinsarzt

Foto: privat

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An den Wänden der Behandlungsräume des MVZ Hellersen hängen Erinnerungen aus vielen Jahren Sportgeschichte. Fotos von Lehrgängen, Mannschaftsbilder und Aufnahmen zeigen Andreas Groll mit jungen Athletinnen wie Giulia Gwinn oder Lena Oberdorf. Entstanden sind diese Bilder in Zeiten, als die Spielerinnen noch in der Jugend aktiv waren und der Weg in die Damen-Nationalmannschaft erst vor ihnen lag. Beim Betrachten der Bilder ist die Nähe zum Sport greifbar.

Andreas Groll ist Ärztlicher Leiter im Medizinischen Versorgungszentrum der Sportklinik Hellersen. Seit vielen Jahren engagiert er sich in der sportmedizinischen Betreuung, sowohl bei regionalen Vereinen wie der American Football Mannschaft Lüdenscheid Lightnings als auch bei Mannschaften des Deutschen Fußball-Bundes. Im Interview berichtet er über die Faszination seiner Arbeit an der Seitenlinie, den besonderen Zusammenhalt im Team und die Verantwortung, die er als Mannschaftsarzt trägt.

„Über die Zeit wächst ein enges Vertrauensverhältnis und man wird Teil der Entwicklung der Spielerinnen. Genau das macht diese Arbeit für mich so besonders.“

Andreas Groll
Ärztlicher Leiter im Medizinischen Versorgungszentrum der Sportklinik Hellersen

Herr Groll, wie haben Sie Ihre Leidenschaft für die Sportmedizin entdeckt und wie sind Sie Mannschaftsarzt beim Deutschen Fußball-Bund geworden?
Andreas Groll: 2011 hat mich mein Kollege Dr. Bernd Lasarzewski an den Deutschen Fußball-Bund vermittelt. Er war viele Jahre in der medizinischen Betreuung der DFB-Frauen aktiv und hat mich in diese Aufgabe mit hineingenommen. Für mich war das eine große Chance, die ich sehr gerne angenommen habe. Zunächst habe ich die U19 betreut, kurze Zeit später lag mein Schwerpunkt bei den U15-Juniorinnen. Seit fast fünfzehn Jahren fahre ich nun mit dieser Mannschaft zu Lehrgängen, Länderspielen und Turnieren. Über die Zeit wächst ein enges Vertrauensverhältnis und man wird Teil der Entwicklung der Spielerinnen. Genau das macht diese Arbeit für mich so besonders.

Wie sieht ein typischer Einsatz als Mannschaftsarzt bei einem Lehrgang oder Spieltag aus?
Andreas Groll: Der Arbeitstag beginnt meist mit einem medizinischen Check-up. Ich prüfe die Belastbarkeit, schaue nach akuten Problemen und spreche mit den Spielerinnen über ihr Befinden. Während des Lehrgangs oder Trainingslagers bin ich bei jeder Einheit dabei, behandle kleinere Blessuren oder Infekte und kümmere mich um die individuelle Belastungssteuerung. Am Spieltag selbst bin ich am Spielfeldrand, um im Notfall sofort reagieren zu können. Aber die Aufgabe geht weit über die rein medizinische Betreuung hinaus. Oft bin ich auch einfach Ansprechpartner, wenn jemand Sorgen hat oder unsicher ist.

Was unterscheidet die Arbeit mit jungen Spielerinnen von der Betreuung älterer Athleten?
Andreas Groll: Bei den jungen Spielerinnen steht Prävention ganz klar im Vordergrund. In dieser Altersklasse kann man enorm viel erreichen, wenn man frühzeitig auf Bewegungsabläufe achtet und den Athletinnen beibringt, wie sie Verletzungen vermeiden können. Ein Beispiel ist die richtige Landetechnik beim Sprung oder die Stabilisierung der Beinachse. Wenn das früh verinnerlicht wird, reduziert man das Risiko späterer schwererer Verletzungen deutlich, zum Beispiel von Kreuzbandrissen.

„Wenn eine Spielerin nach einer Verletzung wieder selbstbewusst auf das Feld zurückkehrt, ist das ein sehr besonderer Moment. Genau diese Augenblicke sind es, die die Aufgabe für mich so erfüllend machen.“

Andreas Groll
Ärztlicher Leiter im Medizinischen Versorgungszentrum der Sportklinik Hellersen

Foto: Yuliia Perekopaiko/DFB

Was macht für Sie den Reiz der Arbeit als Mannschaftsarzt aus?
Andreas Groll: Es ist die Verbindung aus Medizin und Leidenschaft für den Sport. Man begleitet die Athletinnen sehr eng, sieht ihre Entwicklung und trägt dazu bei, dass sie ihre Ziele erreichen können. Wenn eine Spielerin nach einer Verletzung wieder selbstbewusst auf das Feld zurückkehrt, ist das ein sehr besonderer Moment. Genau diese Augenblicke sind es, die die Aufgabe für mich so erfüllend machen.

Neben dem Fußball betreuen Sie auch regionale Mannschaften wie die Lüdenscheid Lightnings, die HSG Lüdenscheid oder auch eine Mannschaft aus dem Bereich Inlinehockey, die Sauerland Steelbulls. Was nehmen Sie aus dieser Vielfalt mit?
Andreas Groll: Die Arbeit mit den regionalen Mannschaften ist für mich etwas ganz Besonderes. Bei den Lüdenscheid Lightnings im American Football geht es um enorme körperliche Belastungen und harte Kontakte. Bei den Handballern stehen Sprünge, Würfe und viele Zweikämpfe im Mittelpunkt, was zu ganz eigenen Verletzungsmustern führt. Und beim Inlinehockey sind es wieder ganz andere Bewegungsabläufe und Risiken, die die Spieler mitbringen.
Was die Arbeit für mich aber so wertvoll macht, ist die Nähe zu den Vereinen und den Spielern. Viele kenne ich schon seit Jahren. Ich begleite sie nicht nur, wenn Verletzungen auftreten, sondern auch in schönen Momenten. Dadurch entsteht ein Vertrauensverhältnis, das weit über die reine medizinische Versorgung hinausgeht. Es ist mir wichtig, Teil dieser Gemeinschaft zu sein und mit meiner Erfahrung dazu beizutragen, dass die Athletinnen und Athleten ihren Sport gesund und mit Freude ausüben können.

Welche Rolle spielt die Sportklinik Hellersen bei der Versorgung der Mannschaften?
Andreas Groll: Eine sehr wichtige. Wir können den Athletinnen und Athleten eine hochspezialisierte Diagnostik und Therapie bieten, und das in unmittelbarer Nähe. Viele Spielerinnen und Spieler suchen bei Verletzungen oder Beschwerden direkt das MVZ der Sportklinik Hellersen auf. Das Vertrauen ist groß, und die kurzen Wege sind ein entscheidender Vorteil. Das Zusammenspiel von Sportklinik, Mannschaft und medizinischer Betreuung ist ein Erfolgsfaktor der regionalen Vereine.

Foto: privat

Warum ist die Olympiabewerbung auch für die Sportklinik Hellersen von besonderer Bedeutung?
Andreas Groll: Die Sportklinik Hellersen ist seit ihrer Gründung eng mit dem Leistungssport verbunden. Schon damals ging es darum, Sportlerinnen und Sportlern eine medizinische Versorgung zu ermöglichen, die sie anderswo nicht hatten. Dieser Gedanke prägt uns bis heute. Wir sind für Athletinnen und Athleten eine wichtige Anlaufstelle, egal ob es um akute Verletzungen, Operationen, Rehabilitation oder um eine langfristige Betreuung geht. Viele Mannschaftsärzte der Klinik begleiten Teams seit Jahren und bringen ihre Erfahrung auch bei internationalen Wettkämpfen ein.
Die Olympiabewerbung ist deshalb für uns mehr als ein sportliches Großereignis. Sie bietet die Möglichkeit, die besondere Rolle der Sportklinik Hellersen sichtbar zu machen und zu zeigen, wie wichtig eine verlässliche medizinische Unterstützung für den Erfolg im Leistungssport ist. Für die Athletinnen und Athleten ist es entscheidend zu wissen, dass sie eine Klinik an ihrer Seite haben, die sie versteht und die alle Bereiche der Versorgung auf höchstem Niveau abdeckt.